Immer mal wieder möchten wir Sie an unserer Sammlung historischer Automobilliteratur teilhaben lassen und geben zeitgenössische Wertstatt & Reparatur Tipps wieder. Beim Lesen kann man sich sehr schön gedanklich in die Zeit versetzen, zu der die Fahrzeugtechnik, über die dort geschrieben wurde, der modernste Stand war. So, als wenn heutzutage über AdBlue oder Elektromobilität geschrieben wird. Diese zeitgenössischen Werkstatt Tipps und Reparaturanleitungen können auch dazu beitragen, einen Eindruck darüber zu gewinnen, wie zu der Zeit, als unsere jetzigen Oldtimer moderne Fahrzeuge waren, fachgerecht repariert wurde. Vielleicht hilft der ein oder andere Tipp auch Ihnen bei der Arbeit an Ihrem Oldtimer oder Youngtimer. Dieses Mal können Sie einen Werkstatt Tipp mit wichtigen Hinweisen zum Überholen von Schwungrädern lesen, welcher in der Fachzeitschrift „Der Automobil-Mechaniker“ 1954 veröffentlicht wurde. „Der Automobil-Mechaniker“ war eine Fachzeitschrift für Autowerkstätten und wurde vom Verlag „Der Automobil-Mechaniker“ Aarau herausgegeben.

Wichtige Hinweise zum Überholen von Schwungrädern

Wenn die mit der Kupplungsscheibe in Berührung kommende Fläche des Schwungrades durch Schmutz oder Abnützung zerkratzt ist oder Vertiefungen aufweist, müssen seine Friktionsflächen bekanntlich auf einer Drehbank abgedreht oder abgeschliffen werden. Die neuerzielte Fläche muss natürlich völlig glatt sein, ansonst der neue Kupplungsbelag einem übermäßigen Verschleiß ausgesetzt wäre. Beim Überholen des Schwungrades ist dafür zu sorgen, dass von der Auflagefläche des Kupplungskorbes gleichviel Metall abgetragen wird wie von der Friktionsfläche. Wird dies unterlassen, dann sitzt die Kupplungsscheibe tiefer als normal, während der Kupplungskorb auf der ursprünglichen Fläche aufsitzt. Bei montierter Kupplung dehnen sich dann in der eingekuppelten Stellung die Druckfedern mehr als vorgesehen, wodurch der Druck auf die Kupplungsdruckplatte geringer wird und sich Schlupf ergeben kann. Wird ein Schwungrad mit eingelassener Reibfläche (siehe Bild links), bei welchem die Kupplungsscheibe bei „C“ und die Druckplatte bei „D“ aufliegt, überholt, dann muss aus obgenanntem Grund bei beiden Auflageflächen genau gleichviel Material entfernt werden. Auch bei einem geraden Schwungrad (siehe Bild rechts) muss die Fläche „B“, wo der Kupplungskorb aufliegt, und „A“, auf welche die Kupplungsscheibe zu liegen kommt, um den gleichen Wert abgeschliffen werden. Bei Schwungrädern, bei denen die Gewindebohrungen für die Bolzen des Kupplungskorbes nicht durchgehen, muss man entweder die Löcher entsprechend tiefer bohren und das Gewinde nachschneiden, oder aber die Bolzen um jenes Maß verkürzen, um welches die Scheibenflächen abgenommen wurden. Dies, um zu vermeiden, dass die Bolzen aufsitzen, bevor der Kupplungskorb satt auf dem Schwungrad aufliegt.

Hinweis: Trotz sorgfältiger Auswahl und Prüfung der wiedergegebenen Artikel und Tipps, wird für die Richtigkeit keine Gewähr übernommen.

 

Schwungrad mit eingelassener Reibfläche
Schwungrad mit eingelassener Reibfläche und gerades Schwungrad (Quelle: „Der Automobil-Mechaniker“ 1954)